Eisklettern in Norwegen

[19.1.-29.1.2015]

Booom!! Wir kommen gerade zurück vom kalten Norwegen. Nach zweistündigem Flug waren wir von Plusgraden in München im Schneesturm von Oslo. Noch schnell das Mietauto gecheckt und los gings in den Westen – nach Rjukan. Nach vierstündiger Autofahrt kamen wir an und sahen beim letzten Tageslicht noch ein wenig Eis und die Vorfreude war riesig. Einzig der viele Schnee machte uns ein wenig Sorgen. Am nächsten Morgen waren nochmals 30cm Neuschnee dazugekommen, unsere Freude hingegen hielt sich in Grenzen. Also an gemütliches Einklettern im eher flacheren Gelände war nicht zu denken. Unser Motto lautete daher „umso steiler umso besser“. Das Ziel war schnell gefasst – Lipton – der ultimative Klassiker hier in Rjukan. Aber mit WI 7 angegeben, hatte ich großen Respekt davor. Die erste Länge erwies sich als relativ gemütlich. Die Zweite war dagegen schon viel interresanter und wir kletterten zum Stand hinter einem Eisvorhang in einer kleinen Nische. Loch vergrößern, sodass man durchpasst und rausgehts in einen fast horizontalen Quergang. Dieser verlangte mir alles ab. Mit viel Gefühl, ein bisschen Mixed und ziemlichem Ausspreizen konnte ich diese Seillänge punkten. Auch die Letzte war nochmals eine anhaltende WI5.
Am nächsten Tag kletterten wir nur vormittags etwas kurzes, bevor wir am Nachmittag in den Schiort Hemsedal fuhren. Durchgehende Schneefahrbahn mit Höchstgeschwindigkeit 70km/h. 5Std. für 250km. Dieser Ort hat auch ordentlich Eispotential. Am Morgen hatten wir -26°C und nur mehr der Elch fühlte sich bei diesen Temperaturen wohl. Wir kletterten den Klassiker „Grotenutbekken“. Wir konnten es kaum glauben, dass sich hier in südseitiger Exposition solche Geräte formen. Ein Traumtag mit wahnsinns Kulisse, fast schon Genussklettern. Tags darauf entschieden wir uns für den „Hydnefossen“. Dieser sollte alles von uns abverlangen. Schon der Zustieg mit zweieinhalbstündigem teilweise bis zu hüfttiefen Spuren war sehr mühsam. Der Eisfall selbst ist eine riesen Wand mit mehreren Wasserfällen im Sommer. Im Winter ist das Alles eins und man kann quasi überall klettern. Wir sahen uns eine Linie aus so im Breich WI 5-6. Gleich die erste Länge war anhaltend steil, die zweite ebenfalls. Dann kam trotz der Kälte noch sehr viel Wasser dazu, sodass wir uns binnen kurzer Zeit zu Eisklötzen verwandelten. Leider schafften wir die letzte Seillänge nicht mehr, da wir keine Stirnlampen mit hatten und uns der Saft langsam ausging. Trotzdem ein sehr geiler Tag.
Wir wechselten abermals das Gebiet. Es ging von 625m runter auf 0m. Laerdal – einkleines Örtchen am Sognefjord – dem größten Fjord Norwegens. Hier war es auf Meeresniveau relativ warm und wir mussten erst wieder weiter hinauf um an ordentliches Eis zu kommen. Also wieder Spuren zu unserem nächsten Ziel dem Haugsjel. Glücklicherweise lohnte sich die Spurarbeit und wir hatten einen lässigen Tag im Eis mit Blick aufs Meer.
Leider verschlechterte sich das Wetter in Küstennähe und so waren wir gezwungen ins Landesinnere zu flüchten. Schlussendlich landeten wir im Gebiet um Valdres. Hier waren wir in „Stavedalen“, einem Gebiet mit ausnahmsweise fast keinem Zustieg. Hier sind auf ca. 2km Wandbreite an die 10 kleinere Mehrseillängenfälle verteilt. Am letzten Tag unserer Reise kletterten wir noch den „Kyrkullen“ in Aurdal.
Nach 9 Tagen durchgehendem Unterwegssein im Eis waren wir immer noch begeistert, aber auch schon etwas müde. Dieses Land sieht mich sicherlich wieder….Danke natürlich an einen super Buddy Roli!!