Eisklettern Kanada

[28.12.2016]

Gerade zurück von einem meiner besten Eiskletterzeiten. Aber nochmals einen Schritt zurück. Es ist Oktober, Roli, Berni und ich sind zur Vorbereitung drytoolen, aber der Blick im Internet auf die Temperaturskala von Kanada lässt nichts Gutes verheißen. Viel zu warm, ja schon fast spätsommerliche Temperaturen sind in der Gegend um Canmore. Die dortigen „Lokals“ posten Kletterbilder in T-Shirts auf den Plattformen der sozialen Medien. Auch in den Wochen darauf ändert sich die Lage nicht. Ende November etwas aufatmen, die Temperaturen purzeln in den Keller.

Am 9.Dezember gings los von München über London nach Calgary. Mietauto ausgefasst und gleich noch am selben Abend nach Canmore zu unserer Unterkunft für die nächsten 2 Wochen.

Arktische Kälte empfing uns dort. Dies war anfangs aber unser geringstes Übel. Zum einen war nur die Hälfte unseres Gepäcks angekommen und zum anderen hatten wir Jetlag vom Feinsten, sodass wir um 3 Uhr früh schon Schirennen in Val-d’Isère schauten.

Am zweiten Tag konnten wir die ersten Meter im Eis machen und wir dachten auch noch -12 Grad seien kalt. In den Tagen darauf gaben wir richtig Gas und kletterten Linien wie Kemosabe, Ice Funnel, Rainbow serpent, Bourgeau left, Superbok und natürlich auch an der Weeping Wall. Diese Wand sucht seinesgleichen in den Alpen.

Als wir zum zweiten Mal unterwegs Richtung Weeping Wall waren, zeigte das Außenthermometer -33 Grad. Und es sollte so bleiben. Bei knapp minus dreißig Grad kletterten wir 6 Seillängen.

Tags darauf waren wir so kaputt von der Kälte, dass wir einen Ruhetag benötigten. Diesen nutzten wir, um einen Zustieg bzw. eine Zufahrt in das berühmt berüchtigte Ghost Valley anzuschauen. Schaudernde Geschichten mit unüberwindbaren Steilhängen und mehrmaligen Flussdurchquerungen bildeten diesen Mythos.

Aber alles halb so wild, dennoch ausgestattet mit Schaufeln, Schlafsäcken und Seilen ging es recht problemlos, da 2013 eine Flutwelle alles verwüstete und jetzt die Zufahrtsstraße und auch das Bachbett selbst neu bzw. verbessert wurde. Trotzdem ist hier Vorsicht geboten: kein Handyempfang und 20km weg von der letzten Zivilisation.

Voller neuer Energie kletterten wir die Tage darauf Klassiker wie Nemesis, Socerer und natürlich auch den wohl weltweit bekanntesten Eisfall – den Polar Circus.

Jetzt sind unsere Unterarme müde und so geht‘s rechtzeitig zu Weihnachten nach Hause. In diesem Sinne Frohe Weihnachten und natürlich auch ein gutes neues Jahr.