Chamonix 14

[12.-18.04.2014]

Die Eisverhältnisse in Chamonix lassen heuer zu wünschen übrig, trotzdem hörten wir, dass einige Ecken in Chamonix sehr gute Verhältnisse aufweisen. Deshalb haben sich mein Kletterpartner Oliver und ich spontan auf den Weg gemacht.Am Samstag früh ging es los, wobei wir noch am selben Tag mit der Bahn auf die Aig. du Midi fuhren und am Col du Midi unser Biwak aufschlugen. Die Nacht im Zelt war sehr ungemütlich, es schneite und der Wind bließ sehr stark.

Am Sonntagmorgen starteten wir im Nebel mit den Schneeschuhen Richtung Gabarrou Couloir. Die Sicht war sehr bescheiden und so glaubten wir nach etwa einer halben Stunde vor diesem Couloir zu stehen. Wir machten uns parrat und stiegen das Couloir hoch. Nach ca. 200HM blitzten plötzlich der blaue Himmel und die Sonne heraus. Über uns kam ein riesiger Serac zum Vorschein und wir wussten sofort, dass wir nicht im geglaubten Gabarrou Couloir, sondern im Gervasutti Couloir waren. Für eine Rückkehr waren wir schon zu hoch und so kletterten wir dieses Couloir weiter. Die Verhältnisse waren außerordentlich gut, harter Schnee – perfekt zum Stapfen, und nur wenige Blankeisstellen.Auch der fette Serac über unseren Köpfen verhielt sich glücklicherweise ruhig.Schon nach 4 Stunden konnten wir über die Ausstiegswechte klettern. Schlussendlich erreichten wir über unschwierige Hänge den Gipfel des Mont Blanc du Tacul, meinen mittlerweile 35ten 4000er.
Facts: 700m, D, Durchschnittsneigung 50-55°;

Am Mittwoch in der Früh herrschte stürmischer Wind, sodass die Bahn zur Aig. du Midi gesperrt war. Wir verschmissen unseren Plan, nahmen unseren Plan B in Angriff und fuhren mit der Zahnradbahn Montenvers hinauf zum Mer de Glace. Dieses Mal waren wir mit den Skiern untwegs. Ganz gemütlich gingen wir in 3 Stunden zum Leschaux Biwak. Am Abend durften wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang miterleben, welcher die Grandes Jorasses in einem traumhaften Licht erscheinen ließ.
Um 4 Uhr Früh machten wir uns mit den Skiern auf den Weg Richtung Pointe de Frébouze. Genau richtig zur Dämmerung erreichten wir den Bergschrund, wo wir in den NW-Gully einstiegen. Die ersten Seillängen waren perfektes Chamonix-Eisgully-Klettern. Geiles Ambiente in der schluchtähnlichen Verschneidung. Das Eis war meist eher spröde und natürlich auch nicht so ausgehakt wie bei den Tacul-Touren. Im Mittelteil ein kurzes, breites Schneefeld, welches sich jedoch schnell wieder verengt. Der obere Teil war gemäßigtes Mixed-Klettern, wobei teilweise sehr moralisch, da wir auf weiten Strecken keine ordentlichen Sicherungen anbringen konnten. Nach 5,5 Stunden Kletterzeit erreichten wir unseren „persönlichen Gipfel“, die Scharte zwischen Nord- und Zentralgipfel der Pointe de Frébouze. Nach dem Motto „Hast was im Hirn – fahrst Firn“, hatten wir noch eine überraschend gute Firnabfahrt zur Montenvers.
Facts: 500m, III., 85°, WI4+, M3+,12SL.;

Heute ist das Wetter schön, ja sogar perfekt und so waren wir schon vor Sonnenaufgang am Einstieg der Tour. Den Schneekegel hoch und problemlos über den Bergschrund. Die ersten 300HM haben eine Durchschnittsneigung von 55°, diese gingen wir am laufenden Seil in nicht einmal 1Std. Dann beginnt das eigentliche Couloir. Eine gemütliche Einstiegslänge und dann kommt schon eine sehr ausdauernde 50m lange Seilänge mit meist 80° Steilheit. Auch Mixedstellen sind immer wieder mal dabei. Die Crux ist eine sehr enge Verschneidung, die aber eigentlich problemlos zu klettern war. Eine sensationelle Eislänge.
Der Hochbetrieb in dieser Ecke vereitelte unseren Plan, da wir eigentlich noch das Modica-Noury Couloir klettern wollten, es waren jedoch 2 Seilschaften vor uns und so seilten wir ab.
Facts: 500m, TD-, 80°, IV.;
Noch am selben Tag fuhren wir nach Chamonix hinunter, da wir am Dienstag einen Ruhetag einlegten. Touren checken und ein bisschen Bouldern waren an der Tagesordnung.