Unter den Schwingen des Adlers

[14.06.2017]

Ein jahrelanger Traum ist in Erfüllung gegangen. Gestern kletterte ich mit meinen Partner Tobias Perner die Route „Unter den Schwingen des Adlers“ von Robert Roitinger und Reini Schirl.

Schon so oft war ich im Schobertal, kletterte Route um Route, einige erschloss ich auch selbst. Aber die 300m hohe Wand am Talschluss beeindruckte mich jedesmal aufs Neue. Hier geht seit 2005 die Tour durch die Megawand die an Schönheit und Wildheit kaum zu überbieten ist. Lediglich eine Wiederholung ist mir bekannt. Vielleicht auch deswegen hatte ich so großen Respekt. Auch das Wissen, dass es nach dem Quergang eigentlich kein zurück mehr gibt steigerte es noch.

Die Vorbereitungen begannen bei mir eigentlich schon im Winter mit gesteigertem Hallenkletterpensum, Tobias hingegen ist ja sowieso immer fit 🙂 Das Schobertal in Hinterstoder erfreut sich immer größerer Beliebtheit und so stiegen wir gemeinsam mit 4 anderen Seilschaften auf. Es gab jedoch die verschiedensten Tourenziele und so trennten wir uns nach und nach. Wir gingen bis zum Talschluss wo sich auch noch einige Schneefleckchen befanden. Keine Sekunde verschwendeten wir an dem Schnee. Unser Fokus lag ganz wo anderes. Als wir aber zum Einstieg hinkamen staunten wir nicht schlecht über 15m Schneehöhe mit 4m Randkluft! Also mussten wir seitlich hineinklettern – irgendwie ging es schon.

Die erste Seillänge war also etwas feucht und schattig aber danach wurde es zum Genuss. Meter um Meter kletterten wir nach oben. Dann erreichten wir in der Wandmitte das Ausstiegsband, dass auch die Erstbegeher 15 Jahre vor ihrer eigentlichen Begehung schon nutzten um aus der Wand zu queren, da es Ihnen dazumal unmöglich erschien. Ab hier begannen die Hauptschwierigkeiten und die Ausgesetztheit nahm Dimensionen an die ich selbst noch selten erlebt hatte.

Beim markanten Quergang ließ ich mir dann auch den Vorstieg nicht nehmen. 45

trickreiche und anhaltende Meter. Spätestens jetzt waren wir genau über dem rießen Dach und als ich den Haulbag nachzog pendelte der Bag unter das Dach hinein ohne einmal nur den Felsen zu berühren. Die Seillänge danach nahm Tobi in Angriff, super steil und ein sehr hartes Dach in der Mitte, Tobi meisterte das ohne Probleme und gab das Kommando: „Stand“. Ich hingegen hatte schon relativ viel Power in den Längen davor liegen gelassen und so musste ich einige Male rasten um darüber zu kommen.

Die Ausstiegslänge wollte ich nochmals unbedingt im Vorstieg klettern, so kletterte ich auch los, merkte aber bald, dass meine Kräfte zu Ende sind und wollte nochmals zurückklettern. Auch das schaffte ich nicht mehr und so wurde es ein halb kontrollierter Sturz den ich zuerst gut abfing. Da es aber ein Sturz in den Stand und einige Meter seitlich versetzt war, schruppte ich in die Falllinie und verletzte mich etwas am Arm. So lag es an Tobi die Ausstiegslänge zu punkten, was ihm in bewährter Manier gelang. Mit meinen allerletzten Kraftreserven kletterte ich Seillänge Nr. 9 und nach 7Std. Kletterzeit standen wir überglücklich am Ausstieg. Mit einem lauten Juchizer wussten auch die anderen Seilschaften im Tal das wir es geschafft hatten. Ende gut alles gut!

Facts: Unter den Schwingen des Adlers, 8+, 300m, Abgesichert im Roitinger Stil, das heißt wo nix geht sind Bohrhaken und ansonsten ist es zum Selbstabsichern.