Eiger Nordwand

[22-23.4.2015]

Eiger Nordwand – Die Wand der Wände in den Alpen. Nicht von den Schwierigkeiten, aber sicherlich die geschichtsträchtigste Wand. Hier spielten sich Tragödien ab bzw. wurde hier Alpingeschichte geschrieben. Das Kapitel Nordwand ist noch immer nicht abgeschlossen.

Sonntag ruft mich David an, ein Freund mit dem ich in der Bergführer-Ausbildung bin. Er meint die Verhältnisse seien ganz gut derzeit in der Wand. Ich verfolgte die Verhältnisse auch schon eine Zeit lang und so ging es 2 Tage später schon los in Richtung berühmtesten Schiort. Kurze Nacht bei David und um 04:00 Uhr morgens starteten wir in Richtung Schweiz. Der erste finanzielle Schock war an der Kasse zur Jungfraubahn. Wenn man ganz nach oben möchte bezahlt man schon stolze 180€ für Berg- und Talfahrt. Glücklicherweise müssen wir nicht bis ganz nach oben und so stiegen wir genau zur Mittagszeit bei der Station Eigergletscher aus. Der Schaffner wünschte uns noch viel Glück, denn der wusste natürlich genau was wir vorhaben. In der guten Spur querten wir direkt unter die Wand bis zum Einstieg. Um 12:30 waren wir bereit. Endlich ging es los, ich freute mich riesig, wobei der Blick nach oben sehr respekteinflößend war. Eine gute Spur ließ uns schnell höher kommen und schon nach kurzer Zeit war „ausrutschen verboten“. Bei jedem Schritt musste ich mich an meinen Versuch von 2012 erinnern. Damals wühlten wir Stunden über Stunden und mussten bei nicht einmal 1/3 der Wand wieder umdrehen und das nach einem ganzen Klettertag. Ganz anders diesesmal. Schon nach 2 Std. waren wir auf Höhe vom Stollenloch und kurze Zeit später seilten wir uns beim schwierigen Riss an. Ich überließ David die Führung, da ich diesen ja schon Mal vorsteigen durfte. Danach kamen wir in für mich unbekanntes Terrain. Wobei es nicht so unbekannt war, da ich schon so viel über diese Wand gelesen habe, dass ich eig. immer wusste, was als Nächstes kommt. 3Sl. über kombiniertes Gelände bis zum Beginn des berühmten „Hinterstoisser Querganges“. Problemlos meisterten wir diese Passage. Weiter über das 1. Eisfeld, Eisschlauch und das 2.Eisfeld, das mehr eine Konditionseinheit für mich war. Bei David merkte man eben, dass er eine lange Ausdauersportlerkarriere hinter sich hat. Ich schnaufte wie eine Dampflok:-) Noch ein paar Seillängen und nach 5 1/2 Stunden ab dem Einstieg standen wir schon am Todesbiwak. Hier kochten wir zuerst mal Suppe und richteten uns schließlich ein relativ gemütliches Nachtlager mit ca. 2 Quadratmeter ebener Liegefläche her. Wahnsinns Abendstimmung bevor die Sonne unter dem Horizont verschwand. Am nächsten Morgen startete ich ins dritte Eisfeld. Eiskalter Wind und noch stockdunkle Nacht ließen mich schnell so richtig munter werden. Hier quert man an die 100m ein ca. 60-70° steiles Eisfeld. In der ersten Dämmerung konnte ich die Rampe schon wahrnehmen. Dieser folgten wir relativ stressfrei bis zum Waasserfallkamin. Hier überholten wir 2 Polen, die im Spanierbiwak geschlafen hatten. Diesen Kamin bekam man nicht geschenkt und ehrfürchtig dachte ich, wie bei vielen Passagen in dieser Wand, an die Erstbegeher. Weiter über das Rampeneisfeld zum brüchigen Band und über dieses zum brüchigen Riss. Dieser Riss ist mega ausgesetzt und auch seinem Namen macht er alle Ehre. Er bildet den Übergang zum berühmten Götterquergang. 150m Querung zuerst im Schnee, dann im Eis und zuletzt über Felsen bis zur sogenannten Spinne. Das Eisfeld hier war blank und keine wirkliche Spur. Wir kletterten am laufenden Seil bis an ihr rechtes oberes Ende, wo wiederum eine Rinne begann. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir optimal in der Zeit lagen und beide fühlten wir uns immer noch topfit. Nun kamen wir zur letzten wirklichen Hürde – dem „Quarzriss“. David kletterte ihn mit Leichtigkeit und so befanden wir uns schon in den Ausstiegsrissen. Hier faden wir super Eisrinnen vor und so konnten wir einige Seillängen am laufenden Seil klettern. Das Gipfeleisfeld ist nochmals anstrengend für die Waden und schön langsam merkte ich dann doch die letzten 2 Tage. Über den Mitteleggi Grat ging es unschwierig, aber sehr ausgesetzt zum Gipfel. Nach 7 1/2 Std. Kletterzeit bzw. 13Std. Gesamtkletterzeit standen wir überglücklich am Gipfel des Eigers. Ein unvergesslicher Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.

Danke an David. Ein wirklich starker Partner!